9. Mai 2023
Missfallen ansprechen und Veränderung durchsetzen sind nicht dasselbe. Das eine befreit, das andere setzt gefangen.
Spirit in ONE, Eva und Marco Bühler, Mai 2023
Immer wieder ist der Satz zu hören: „Ich kann mein Anliegen nicht einfach herunterschlucken!“ Oder: „Dies auszuhalten tut mir nicht gut!“. Du sollst weder herunterschlucken noch aushalten. Herunterschlucken und Aushalten wurzeln im Unvermögen, etwas aussprechen zu können. Die Gründe dieses Unvermögens sind vielfältig. Doch steckt in ihnen allen irgendein Wollen: Gefallen wollen, Angst ausweichen wollen, jemanden schonen wollen, gehorchen wollen etc. Und dieses Wollen erzeugt im Gegenpol das Ich. Spiritualität arrivederci! Denn dieses Ich macht eng, es erzeugt konkrete Form.
Genauso kann aber auch im Aussprechen eines Anliegens ein Wollen stecken. Es ist die Erwartung irgendeiner Art von Veränderung. Entweder soll das Gegenüber nun verstehen und die Veränderung herbeiführen, oder ich habe an mich den Anspruch, die Veränderung herbeiführen zu können. Gerade in gesellschaftlich-strukturellen Situationen wird dies zur Herkulesarbeit. Und schon wieder: Spiritualität arrivederci!
Und die Lösung? Ganz einfach: Aussprechen, ohne eine Veränderung erzeugen zu wollen. Aussprechen mit einem offenen Geist, der erwartungsfrei schaut, was danach passiert. Die Sprechblase trägt unmissverständlich eine Aussage. Aber die Sprechblase will nichts. Sie hängt im weiten Raum, dessen Ausdruck sie ist. Spiritualität, benvenuto!