22. März 2023
Gierig bitte sehr, geht nicht mehr.
Spirit in ONE, Eva und Marco Bühler, März 2023
Des Müllers Tochter soll im Märchen vom Rumpelstilzchen aus Stroh Gold spinnen. Auf diese Weise werde sie das Herz des Königs erobern und so zur Königin aufsteigen. So zumindest ist der Wunsch. Das Rumpelstilzchen übernimmt die wundersame Goldgewinnung und will als Belohnung letztlich sogar das erste Kind der angehenden Königin. Beide – des Müllers Tochter als auch das Rumpelstilzchen – erliegen ihrer Gier. Doch letztlich löst des Müllers Tochter das befreiende Rätsel und erkennt den Namen des Rumpelstilzchens, worauf sich dieses zerreisst.
Das Rumpelstilzchen zerreisst sich? Wie bitte? Was soll das nun bitte bedeuten? Geht das überhaupt? Nun ja, auf jeden Fall ist danach das Rumpelstilzchen nicht mehr. Es ist entschwunden. Und es geschah offenbar durch Erkennen, wer dieses gierige Männchen ist. Und im gleichen Erkennen löst sich gleichzeitig auch das Problem der Müllers Tochter. Die Lösung liegt offenbar im Erkennen dieses Ichs, welches gierig etwas wollte.
Rückt nicht auch das aktuelle Weltenspiel die Gier ins Zentrum? Betrachten wir die Big-Five der derzeitigen Grenzerfahrungen: Banken-/Finanzkrise, Energieknappheit, Klimaveränderung, Eroberungskriege und Pandemie. Sie haben einen gemeinsamen Nenner: Wachstum ohne Ende in einer scheinbar unendlich weiten globalisierten Welt stösst an seine Grenzen. Und was gilt es nun zu erkennen? Offenbar den wahren Namen dessen, der dieses Weltenspiel scheinbar voranbringt. Wer also bist du, den es zu zerreissen gilt? Und wer bleibt in diesem Entschwinden?